Als die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer vor dem Hintergrund des exponentiellen Wachstums der Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 erklärten, dass der Profifußball ohne Zuschauer auskommen und der Amateursport vollkommen ruhen muss, sorgte dies für Aufregung im Profilager. In einem Brief an seine Fans schrieb der BVB: “Der Profifußball ist nachweislich kein Treiber der Pandemie. Und ehrlich gesagt sieht das auch niemand anders. Gerade vor diesem Hintergrund ist es schwierig zu akzeptieren, dass Fakten nicht zählen.”
Bei einigen Medienvertretern und im Amateurlager trafen diese Aussagen auf wenig Verständnis. „Der Amateursport ist bislang auch nicht als „Treiber“ der Pandemie identifiziert worden und muss dennoch pausieren. Rein anstandshalber könnte ein Klub wie der BVB dann auch mal ein paar Tage die Klappe halten und froh sein, wenigstens weiterkicken zu dürfen“, so 11Freunde-Chefredakteur Philipp Köster auf Twitter. Auch Stern-Redakteur René-Pascal Weiß kritisiert die fehlende Sensibilität der Profis in einem Kommentar für den Stern: „Die Profifußballvereine wären gut beraten gewesen zu erkennen, dass sie in einer deutlich komfortableren Situation stecken als ein Großteil des Landes. Da ist es an Dreistigkeit kaum zu überbieten, sich seiner Privilegien nicht bewusst zu sein und stattdessen noch die aktuellen Maßnahmen zu kritisieren. Die Fußballbranche hätte die Chance gehabt, sich in Zurückhaltung zu üben. Doch ganz offensichtlich ist Demut für die Profiklubs ein Fremdwort.“
Während Soloselbständige und Gastronomen ihre Ersparnisse aufbrauchen müssen und der Breitsport vollständig ruhen muss, wird die Show „Profifußball“ auch in den nächsten Wochen fortgesetzt und (TV-)Einnahmen in die Kassen der Vereine bzw. ihrer wirtschaftenden Töchter spielen. Im Gegensatz dazu bleibt die Kasse beim Fußballklub um die Ecke leer.
Wieder einmal wird deutlich, dass der Amateurfußball nur wenig Unterstützer hat. Viele Verantwortliche in den Vereinen fühlen sich nicht mehr durch den DFB und seine Regional- und Landesverbände ausreichend vertreten. Dabei sind die Amateure in der Mehrzahl – 56 Profivereinen stehen 24.000 Amateurvereine gegenüber. Daher fordern Verantwortliche wie die Vorsitzende der DJK TuSA 06 Düsseldorf Ute Groth und der Vorsitzender des FC Internationale Berlin Gerd Thomas, dass der DFB seine Rolle als größter Sportverband der Welt ausfüllt und sich für die über 7 Millionen Mitglieder und Ehrenamtler einsetzt.