Ein Kommentar, der treffender kaum sein könnte– und eine Fanbasis zwischen Verständnis und Enttäuschung
Der überraschende Wechsel von Sébastien Pocognoli vom Royale Union Saint-Gilloise zum AS Monaco hat die Fanszene des Vereins aufgerüttelt. Mitten in der Saison, trotz eines laufenden Vertrags bis 2026 – und das von jenem Mann, der als Symbolfigur des historischen Meistertitels nach 90 Jahren Durststrecke gilt. Auf der traditionsreichen Facebook-Seite Union 60, einer Stimme mit großem Einfluss in der Union-Fangemeinde, wurde dazu ein Kommentar veröffentlicht, der es in sich hat: ehrlich, analytisch – und voller Respekt für den scheidenden Trainer.
„Um Menschen zu halten, muss man sie angemessen bezahlen.“
Der Beitrag beginnt mit einem Satz, der weit über den Fußball hinausreicht:
„Ein Chef sagte mir einmal: Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich habe ich verstanden, dass man Menschen nur halten kann, wenn man sie angemessen bezahlt.“
Ein Satz, der eine schlichte, aber universelle Wahrheit enthält – und der, so der Autor, auch im Fußball gilt. Er beschreibt das inoffizielle „Geschäftsmodell“ der Union:
„Bei uns wirst du zwar nicht besonders gut bezahlt, das stimmt. Aber hier bekommst du eine echte Chance, dir einen Namen zu machen – oder in manchen Fällen, dir wieder einen Namen zu machen. Und wenn du uns verlässt, dann wirst du wirklich gut verdienen können.“
Ein fairer Deal – solange beide Seiten ihn akzeptieren. Doch wenn sportliche Erfolge nicht mit einer Anpassung des Vertrags honoriert werden, brauche sich niemand zu wundern, wenn jemand weiterzieht:
„Man sollte sich dann nicht wundern, wenn der ‘Angestellte’ – ob Spieler, Trainer oder Assistent – bei der ersten Gelegenheit geht, ohne sich umzudrehen. Und man sollte ihm das nicht verübeln.“
Ein Satz, der sitzt – und vielen Fans aus der Seele spricht.
„Der Mann, der den Titel nach 90 Jahren zurückbrachte“
Trotz aller Kritik bleibt der Ton gegenüber Pocognoli respektvoll:
„Was auch immer man denkt oder sagt, er wird für immer der Mann bleiben, der den belgischen Meistertitel nach 90 Jahren Durststrecke zurückgebracht hat.“
Die Seite Union 60 wünscht ihm aufrichtig Glück bei seiner neuen Aufgabe:
„Wir wünschen ihm von Herzen, dass seine ehrgeizige Entscheidung ein glücklicheres Ende nimmt als jene von Felice Mazzu, der wohl aus denselben Gründen gegangen ist.“
Die Parallele zu Mazzu ist deutlich – auch er verließ Union nach sportlichem Erfolg, um auf höherem Niveau zu bestehen. Auch er scheiterte letztlich an den Erwartungen, die ein größerer Club mit sich bringt.
Stimmen der Fans – zwischen Verständnis, Realismus und Nostalgie
Unter dem Beitrag entwickelte sich eine leidenschaftliche Diskussion, die zeigt, wie sehr der Abgang die Union-Familie bewegt. Ein langjähriger Fan kommentiert mit Wehmut:
„Ich denke, es wird sich nichts ändern, solange wir kein neues Stadion haben. Es gibt Vor- und Nachteile an der Art, wie unsere Vereinsführung arbeitet – und wer sind wir, das zu bewerten? Wir werden immer da sein… na ja, die alten Krokodile wie wir, nicht die neuen Fans.“
Ein anderer sieht es pragmatisch – und verweist auf die ökonomische Realität:
„Das ist nicht nur eine Frage der Politik. Das Geld fließt an den Felsen entlang und zieht viele Bewerber an. Warum also das Sparschwein zerschlagen und dann keine Mittel mehr haben, um langfristig jemanden zu halten? Er ist Meister geworden, ja, aber er hatte auch Glück in den Playoffs. Man muss einfach wissen, wie viel jemand wert ist – und ob es sich lohnt, das Gehalt anzupassen. Und mal ehrlich: Saint-Gilles ist nicht Monaco. Ich hoffe nur, dass er nicht der zweite Mazzu wird, der dachte, alles würde ihm zufliegen.“
Andere reagieren mit Realismus:
„Keine Gehaltserhöhung hätte die meisten Abgänge verhindert – und schon gar nicht diesen. Es ist unmöglich, mit Monaco finanziell zu konkurrieren. So ist das, und so wird es immer sein.“
Und schließlich bringt ein weiterer Fan die bittere Wahrheit des modernen Fußballs auf den Punkt:
„Man muss das respektieren – das ist das Gesetz der Branche: Wenn du nicht passt, wirst du rausgeworfen. Wenn du glänzt, bekommst du große Angebote.“
Ein Verein zwischen Tradition und Wachstum
Der Kommentar von Union 60 stellt eine berechtigte Frage, die über den aktuellen Fall hinausgeht:
„Man kann verstehen, dass eine Vereinsführung in schwierigen Zeiten eine solche Politik fährt. Aber wenn die Lage wieder gesund und sogar florierend ist – was rechtfertigt dann noch, dass das Unternehmen weiterhin nur mit Leiharbeitern läuft?“
Eine treffende Metapher, die beschreibt, was viele Fans empfinden: Union wächst sportlich und wirtschaftlich – doch der Club scheint seine Erfolgsträger nicht langfristig binden zu wollen.
Ein Abschied ohne Groll – aber mit einer Lektion
Der Wechsel von Sébastien Pocognoli zu AS Monaco ist mehr als ein gewöhnlicher Trainertransfer. Er ist Ausdruck eines Systems, das zwischen Idealismus und Realität schwankt – und ein Spiegel für das Dilemma kleinerer Vereine, die Großes leisten, aber ihre Besten kaum halten können. Die Worte von Union 60 fassen das Gefühl vieler Fans perfekt zusammen:
„Er wird für immer der Mann des Titels bleiben. Aber man sollte sich nicht wundern, wenn einer, der gibt, was er kann, irgendwann dorthin geht, wo man ihm zeigt, was er wert ist.“
Ein Abschied ohne Bitterkeit – aber mit einer klaren Botschaft an die Zukunft der Union.
Quelle
- Union 60 – offizieller Facebook-Kommentar zum Wechsel von Sébastien Pocognoli
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