Es ist der Moment, den viele nicht kommen sahen: Der belgische Meister und UEFA Champions League- Teilnehmer Royale Union Saint-Gilloise verliert seinen Trainer. Sébastien Pocognoli, der erst im Sommer mit dem Klub eine historisch erfolgreiche Saison bestritten hatte – Meistertitel, Champions-League-Einzug –, wechselt in der laufenden Saison zum AS Monaco, und das obwohl sein Vertrag bei Union bis 2026 läuft. Die Nachricht überrascht Fans, Medien und auch Experten, die kaum glauben können, wie schnell sich alles geändert hat. Im Folgenden einige Stimmen und Gedanken, die zeigen, warum dieser Schritt so schmerzhaft erscheint – und welche Hoffnung noch bleibt.
Stimmen aus Medien & Experten
„Wenn eine Mannschaft den Verlust verkraften kann, dann ist es Union.“
„Ich bin doppelt überrascht über den Abgang von Pocognoli. … Dass Monaco jetzt schon anklopft, dass er in dieser Saison, als Tabellenführer und Champions-League-Teilnehmer, geht – das überrascht mich sehr.“ sporza.be
Peter Vandenbempt sieht in dem Wechsel eine starke Zäsur: Einerseits wegen des sportlichen Erfolges, andererseits wegen der Tatsache, dass dieser Schritt mitten in der Saison erfolgt. Obwohl Pocognoli 2025 beim Union-Titel eine zentrale Rolle gespielt habe, sei es ungewöhnlich, so früh in der Saison ein Angebot anzunehmen. sporza.be
Fan-Perspektive
Aus Fanforen, Kommentaren und sozialen Medien lassen sich folgende Gefühle ablesen:
Verunsicherung: Warum verlässt man nach weniger als einem halben Jahr als Meister und Champions‐League‐Teilnehmer plötzlich den Klub, obwohl Vertrag und sportliche Werte vorhanden sind?
Gefühl des Verrats oder der Ungeduld: Man hatte sich eingerichtet, Erwartungen geschürt, glaubte an Treue – und dann erfolgt der Abschied abrupt.
Anerkennung: Viele betonen, dass Pocognoli ein toller Job gemacht hat. Der Titel, die Leistungen, das Team. Auch, wenn man ihn gehen sieht, bleibt respektvolle Anerkennung.
Furcht vor Instabilität: Union ist bekannt dafür, Trainer nicht allzu lange zu behalten. Schon vorher wurde Kritik laut, dass es an Kontinuität fehlt. Diese Entscheidung verstärkt diese Sorge.
Nach all den Höhen, der Euphorie und dem Stolz folgt nun Ernüchterung. Was bleibt, sind Fragen – und viele Emotionen.
„Vielleicht täusche ich mich, aber…“
„Vielleicht täusche ich mich, aber man beginnt zu verstehen, warum die Mannschaft gegen Newcastle und Brügge so schwach gespielt hat. Wenn die Spieler die Gerüchte kannten, wäre das fast schon ein Verrat.“
„Wir, die noch an den Fußball glauben, leben nur von Illusionen. Wir sind Träumer, die sich aus der Realität flüchten – und das macht uns zu Tauben, von denen andere profitieren.“
„Hört auf, mit uns zu spielen. Diesmal tut es wirklich weh – richtig weh.“
Diese Worte fassen zusammen, was viele fühlen: Union war für viele kein gewöhnlicher Klub, sondern ein Stück Fußballromantik, ein Ort des Glaubens an etwas Echtes.
„Union ist uniek“
„Union ist einzigartig. Es ist der einzige Klub, bei dem die Fans dem Verein treu bleiben – nicht der Mannschaft, denn die verändert sich ständig, inklusive Trainer. Ich hoffe, ich irre mich, aber nach den letzten Spielen fürchte ich, dass es ein enttäuschendes Jahr wird. Das rauschende Fußballfest ist verschwunden. Puertas, Amoura, Vanhoutte, Machida, Sadiki, Boniface … schöne Erinnerungen.“
Diese Stimme steht stellvertretend für viele: Stolz auf das, was war – und Sorge um das, was kommt. Der Glanz der vergangenen Saison ist kaum verblasst, da droht die Realität einzuholen, was man für beständig hielt.
„Bravo, ihr seid Champions der Inkonsequenz“
„Er sieht selbst, dass es nicht mehr läuft, trotz all seiner schönen Reden.
An die Verantwortlichen: Ihr seid in der Champions League, habt unsere besten Spieler nicht richtig ersetzt, lasst den Trainer mitten in der Saison ziehen. Bravo – ihr seid Champions der Inkonsequenz.“
Die Enttäuschung richtet sich hier weniger gegen Pocognoli selbst, sondern gegen die Klubführung. Viele Fans sehen darin ein strukturelles Problem: Spieler und Trainer kommen und gehen, doch die Vision scheint zu wanken.
„Er kann nur verlieren, wenn er bleibt“
„Ich verstehe ihn. Er kann nur verlieren, wenn er bleibt. Er ist einer, der Champion wurde – und wenn er es dieses Jahr nicht wird, wird er als Verlierer gelten.“
Diese Stimme bringt eine andere Perspektive: Die Einsicht, dass Pocognoli unter enormem Druck stand. Vielleicht ist sein Abgang weniger ein Verrat als ein Akt der Selbsterhaltung.
„Macht kaputt, was euch kaputt macht“
„Der Fußball ist zu einem Mafia-Sport geworden. Nur das Geld zählt. Wenn man sieht, dass europäische Spiele auf anderen Kontinenten stattfinden – alles nur fürs Geld, für die FIFA. Zum Kotzen.“
In solchen Sätzen spiegelt sich die allgemeine Entfremdung vom modernen Fußball: ein Gefühl, dass Leidenschaft und Idealismus längst verkauft wurden.
„Solange unser CEO bleibt, können wir ruhig schlafen“
„Der Tag, an dem uns jemand unseren CEO und die Führungskräfte stiehlt, wird der Tag sein, an dem wir wieder nur ein kleiner Brüsseler Klub sind (was nicht schlimm wäre). Aber solange sie da sind, können wir ruhig schlafen.
Gegen Brügge oder Newcastle zu verlieren ist kein Drama.“
Auch diese Stimme steht für viele Unionisten: Trotz aller Turbulenzen bleibt Vertrauen – in die Strukturen, in das Fundament, das Union in den letzten fünf Jahren stark gemacht hat.
Mehr als ein Trainerwechsel
Der Wechsel von Sébastien Pocognoli zu AS Monaco ist mehr als nur ein Trainerwechsel. Er ist ein seismisches Ereignis für Union Saint-Gilloise und seine Fans – mitten in der Saison, trotz laufendem Vertrag und nach einem historischen Erfolg.
Mit Blick auf die zahlreichen, teils überraschenden Abgänge im Sommer wirft dieser Schritt Fragen auf: Wie findet man die richtige Balance zwischen wirtschaftlichem Handeln und sportlicher Perspektive?
Das Vertrauen der Fans in die Vereinsführung ist weiterhin groß. Doch ob aus der Überraschung eine Vertrauenskrise wird, hängt davon ab, wie Union reagiert – sportlich, kommunikativ und strukturell. Mitten in den Diskussionen um den geplanten Stadionneubau käme eine sportliche Schwächephase zur Unzeit.
Doch der Verein scheint vorbereitet: Mit Rik De Mil steht bereits ein Nachfolger bereit, der viele Sorgen nehmen dürfte. Eine prominente Stimme dazu kommt von Anthony Moris, dem früheren Torhüter der Union, der bei DAZN sagte: „Rik De Mil passt gut zur DNA der Union – er hätte es verdient, diesen Verein zu trainieren.“
Was will man mehr?