Ab dem 25. Juli 2025 beginnt in Belgien eine neue Ära: Die Jupiler Pro League, einst ein Muss im Wohnzimmer – live und linear im TV – wird zu Beginn der Saison 2025/26 ausschließlich über DAZN gestreamt. Der Sport-Streaming-Dienst hatte sich Ende 2024 die nationalen Medienrechte bis 2030 gesichert hat. Die jährliche Summe? Rund 84,2 Mio € pro Saison, ergänzt durch internationale und Wettanbieter-Erlöse – insgesamt zwischen 90 und 93 Mio €. Das ist ein Rückgang um bis zu 20 % im Vergleich zum Vorgänger-Vertrag, der über 103 Mio € lag.
Wer zahlt den Preis?
Die finanzielle Lücke von rund 20 Mio € pro Jahr setzt die Klubs unter Druck – weniger Budget für Transfers, sparen bei Infrastruktur. Philippe Bormans, Geschäftsführer von Union Saint‑Gilloise, zeigt aber Verständnis:
„Meiner Meinung nach ist der Betrag von 90 Millionen Euro marktgerecht“, so Philippe Bormans. Lorin Parys, CEO der Liga, fügt hinzu: „Die Vereine haben die Kürzungen gesehen, von denen einige Länder betroffen waren, und sind froh über die Sicherheit, die dieser Betrag für fünf Jahre bietet.“
Doch andere, kleiner Clubs und Fans sehen das kritisch: Zu viel Monopol, zu wenig Rücksicht.
Kein klassisches Fernsehen mehr
Im Juli 2025 scheiterten die Verhandlungen zwischen DAZN und den TV‑Anbietern Telenet und Proximus endgültig. Im Ergebnis wird kein Pro‑League-Spiel live im linearen TV zu sehen sein. Wer dabei sein will, braucht jetzt ein DAZN‑Abo. Öffentlich-rechtliche Sender wie VRT und RTBF dürfen nur noch Radio‑ & Highlight‑Pakete anbieten. Viele Fans fühlen sich ausgegrenzt – nicht nur technische Hürden, sondern Zusatzkosten und Zwang zum Abo sorgen für Unmut. In Fan‑Foren und Social Media heißt es: „… man muss ja … auch noch DAZN dazukaufen …“
Die Folgen für die Fans im Überblick
Für die belgischen Fußballfans bringt der neue Exklusiv-Deal mit DAZN erhebliche Veränderungen mit sich:
- Zwang zum Streaming: Die Pro League wird ab sofort ausschließlich gestreamt – klassisches Fernsehen fällt weg. Fans, die sich bisher über Telenet, Proximus oder VOO versorgt haben, müssen zwangsläufig auf die DAZN-Plattform umsteigen. Wer keinen Smart-TV oder stabile Internetverbindung hat, steht vor technischen oder infrastrukturellen Hürden.
- Zusätzliche Kosten: Während der Supercup kostenfrei von DAZN übertragen wurde, scheint nun für die Liga ein weiteres Abo für die Fans erforderlich. In Belgien beträgt die monatliche Gebühr aktuell rund 15 bis 20 Euro. Für viele wäre dies ein zusätzlicher finanzieller Aufwand, der nicht auf Gegenliebe stößt, vor allem wenn man nur den belgischen Fußball sehen möchte.
- Fragmentierung des Marktes: Fans müssen sich an eine immer unübersichtlichere Angebotslandschaft gewöhnen: Wer etwa zusätzlich internationale Ligen wie Bundesliga oder Premier League verfolgen will, benötigt weitere Abos bei anderen Anbietern. Das erschwert die Übersicht und treibt die monatlichen Gesamtkosten weiter in die Höhe.
- Wegfall der Fanrituale vor dem Fernseher: Gerade für ältere Fans oder für Gemeinschaften, die Spiele gerne zusammen über klassisches TV verfolgten, entfällt ein Stück Kultur. Der einfache Zugang via Fernbedienung wird durch eine App-Struktur ersetzt, die nicht jedem geläufig ist.
- Befürchtung von Vereinsseite: Sinkende Zuschauerzahlen: Vereine fürchten, dass die Sichtbarkeit ihrer Spiele sinkt. Wenn der Zugang durch Kosten oder Technik erschwert wird, könnten viele Gelegenheitszuschauer abspringen. Gerade für kleinere Clubs ist das problematisch, da ihre öffentliche Präsenz ohnehin geringer ist als die der großen Traditionsvereine.
- Wachsende Kritik und Unmut in der Öffentlichkeit: In sozialen Netzwerken und Fanforen äußern viele Anhänger ihren Unmut: Die Entscheidung wird als „Fan-unfreundlich“ wahrgenommen, weil die Bedürfnisse der breiten Masse nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Es mehren sich Forderungen nach flexibleren Angeboten wie Team-spezifischen Abos oder kostengünstigeren Einzelspiel-Käufen.
Fazit: Zäsur für den belgischen Fußball – mit offenem Ausgang
Mit dem vollständigen Wechsel der Übertragungsrechte zur Streaming-Plattform DAZN steht der belgische Fußball an einem Scheideweg. Es ist ein riskanter Schritt: Die Verantwortlichen setzen alles auf die Karte der Digitalisierung – ohne dabei ein klassisches TV-Standbein zu sichern. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Streaming-only-Modell wirklich der Zukunftsweg für den belgischen Fußball ist – oder ob sich der Ausschluss der klassischen Fernsehzuschauer als schwerer strategischer Fehler herausstellt. Denn eines ist sicher: Wer die Fans verliert, verliert am Ende auch die Basis des gesamten Geschäftsmodells.
Noch ist aber völlig offen, ob dieses Konzept aufgeht. DAZN hat die Möglichkeit, ein attraktives Gesamtpaket zu schnüren, das sowohl technisch leicht zugänglich als auch finanziell akzeptabel ist. Modelle wie Team-Pässe oder flexible Abo-Strukturen könnten helfen, die breite Masse zurückzugewinnen. Andernfalls droht die Gefahr, dass der Fußball in Belgien ein Nischenprodukt wird – konsumiert nur noch von denjenigen, die sich mit den neuen technischen und finanziellen Hürden arrangieren können oder wollen.
Quellen
- insideworldfootball.com
- www.archysport.com
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