Ausgekontert

Royale Union Saint-Gilloise verliert erstes Champions-League-Heimspiel mit 0:4 gegen Newcastle United: Newcastle zeigte Effizienz, Ruhe und die individuelle Klasse, die auf internationaler Bühne den Ausschlag gibt; Union zeigte Haltung und Einsatz, aber an diesem Abend fehlte die Präzision sowie die Bereitschaft, in den entscheidenden Duellen das Plus zu holen. Die 0:4-Niederlage ist ein harter Dämpfer für die belgischen Meister, gleichzeitig eine klare Botschaft, wie hart und schnell Niveau in der Champions League belohnt oder bestraft wird.

Royale Union Saint-Gilloise hat sich am Mittwochabend in seinem zweiten Gruppenspiel der Champions League eine deutliche Lehrstunde abgeholt: Newcastle United gewann im ausgeliehenen „Heim“-Stadion von Union, dem Lotto Park in Anderlecht, souverän mit 4:0. Die Magpies nutzten Fehler konsequent, blieben nach vorne effizient und verließen Belgien mit dem ersten Dreier in dieser Gruppenphase. (Reuters)

Die Torschützen und der Ablauf in Kürze: Nach einer Phase, in der Union anfangs noch mutig wirkte, brachte eine Kombination über Sandro Tonali und Nick Woltemade die Führung – Woltemade verlängerte Tonalis Schuss per Hacke zum 1:0 (17.). Anthony Gordon verwertete noch vor der Pause einen Elfmeter (43′) und traf nach einer VAR-Entscheidung auch in der 64. Minute vom Punkt zum 3:0; den Schlusspunkt setzte Einwechselspieler Harvey Barnes mit einem Kontertreffer in der 80. Minute. Zuschauerzahl: 16.038. (sporza.be)

Was die Statistik nicht vollständig einfängt, war die Art der Tore: Das 1:0 entstand durch eine schnelle Aktion und eine schlaue Verlagerung, die Woltemade per Hacke ins Tor lenkte. Die beiden Elfmeter resultierten aus individuellen Fehlern bzw. unglücklichen Zweikämpfen in Strafraumnähe (ein Foul an Anthony Elanga, später ein VAR-Eingriff wegen Handspiel/Tackling an Fedde Leysen), Gordon blieb dabei stets eiskalt vom Punkt. Anschließend kontrollierte Newcastle das Spiel, ohne sich zu verausgaben. (Reuters)

Der qualitative Unterschied lag vor allem in der Effizienz und in der individuellen Klasse: Newcastle verteidigte diszipliniert, setzte Standardsituationen und Umschaltmomente gezielt, und nutzte Unions Fehler ohne Gnade aus. Eddie Howe fasste die Leistung seiner Mannschaft nüchtern zusammen: „It was a magnificent game from Newcastle.“ Das Selbstvertrauen der Magpies wirkt nach diesem Auftritt wieder sichtbar gefestigt. (Reuters)

Bei Union überwog nach dem Spiel die Enttäuschung – und die Erkenntnis, dass auf diesem Level kaum Fehler ungestraft bleiben. Trainer Sébastien Pocognoli suchte die Gründe offen an: Er kritisierte vor allem das Defensivverhalten in wichtigen Momenten und konstatierte (sinngemäß), dass „Pressing, Zweikämpfe und die Präsenz auf den zweiten Bällen nicht ausreichend“ gewesen seien. Die Mannschaft habe dennoch „alles gegeben“, so der Coach, doch gegen die individuell stärkere und routiniertere Elf aus England reichte das nicht. (Walfoot.be)

Besonders schmerzlich für die belgischen Gastgeber war das Ausbleiben individueller Beiträge offensiver Spieler: So hebt die Analyse hervor, dass etwa Stürmer Promise David in der ersten Halbzeit kaum stattgefunden habe – Walfoot berichtet, dass er in den ersten 45 Minuten lediglich sechs Ballkontakte hatte und von Pocognoli als „deconnecté des consignes“ (im Spiel nicht präsent) beschrieben wurde. Solche Inaktivität gegen aggressives Pressing reicht in der Champions League nicht aus. (Walfoot.be)

Aufseiten Newcastles ragten einige Akteure heraus: Nick Woltemade sorgte per Hackentrick für die frühe Vorentscheidung und bestätigt damit die Erwartungen, die man in ihn gesetzt hat. Anthony Gordon war Dreh- und Angelpunkt – zwei Elfmeter verwandelt, aktiv in der Ballgewinnzone und an der Entstehung des vierten Tores beteiligt. Howe lobte die Vorstellung als wichtigen Schritt in die richtige Richtung: „We’ve been waiting for a performance like that.“ (The Guardian)

Taktisch zeigte Union in Teilen Mut (ein 3-4-1-2-Ansatz mit Anouar Ait El Hadj in der offensiven Rolle), doch gegen die Breite, die Erfahrung und das Tempo der Engländer fehlte am Ende die Durchschlagskraft. Newcastle dagegen wirkte strukturiert, gewann viele Zweikämpfe im Mittelfeld (unter anderem dank Sandro Tonali und Bruno Guimarães) und blieb in Umschaltmomenten sehr gefährlich. (The Guardian)

Welche Lehren ziehen beide Teams? Für Newcastle ist das Ergebnis ein Stimmungsheber und ein Beweis dafür, dass das Team in der Champions League konkurrenzfähig agieren kann, wenn die Abläufe passen. Für Union ist es eine Erinnerung, wie groß die Qualitätsdifferenz in manchen Momenten sein kann: Fehler werden auf Europas Bühne gnadenlos bestraft, und individuelle Ausfälle können ein ansonsten solides Konzept schnell aushebeln. Union muss nun die Analyse nutzen, um in den kommenden Partien – darunter das Spiel gegen Inter – kompakter und zielstrebiger aufzutreten. (Reuters)

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