Sportdirektor Chris O’Loughlin im Gespräch mit SKY Sports über die Frage, wie Union Saint-Gilloise Geschichte schrieb
Als Royal Union Saint-Gilloise nach neun Jahrzehnten erstmals wieder die belgische Meisterschaft gewinnt, ist das Ergebnis weniger Zufall als das Produkt eines durchdachten Wegs. In einem Interview mit Sky Sports spricht Sportdirektor Chris O’Loughlin offen über die Hintergründe dieser bemerkenswerten Entwicklung — und wie der Verein sich parallel ins Rampenlicht der Champions League katapultiert hat.
„Surreal“: Der Einstieg in die Königsklasse
O’Loughlin beschreibt den Moment, als RUSG erstmals in der UEFA Champions League stand, als fast unwirklich: „Seeing your name next to all these established names of European football … it was definitely surreal“ (Seinen Vereinsnamen neben all den etablierten Namen des europäischen Fußballs zu sehen … das war definitiv surreal).
Auch an den ersten Auswärtsspieltag bei PSV Eindhoven erinnert er sich lebhaft. Während er im Auto durch Antwerpen fuhr, dachte er: „Wow, this has been pretty crazy few years“ (Wow, das waren ziemlich verrückte Jahre). Als die Kameras vor dem Spiel über die Spieler glitten und die Champions-League-Hymne erklang, hatte er „goosebumps“ (Gänsehaut).
Rückkehr und Aufstieg: Das Projekt, das Früchte trägt
Der Weg zurück begann mit einem Eigentümerwechsel 2018. Seitdem hat sich RUSG von einem Klub, der in den unteren Ligen spielte, zu einem nationalen Spitzenklub entwickelt. 2021 kehrte man in die oberste Liga Belgiens zurück — nach rund 50 Jahren Abwesenheit.
Doch allein der Aufstieg genügte nicht. In den Spielzeiten danach erreichte Union regelmäßig Spitzenplätze, verlor aber dreimal in den Final-Playoffs. O’Loughlin resümiert: „We have had a lot of disappointment on the final days. We never finished it off“ (Wir hatten viele Enttäuschungen an den letzten Spieltagen. Wir haben es nie zu Ende gebracht).
Als es im Mai 2025 endlich gelang, Meister zu werden, sei das besonders für jene, „who have been here from the beginning“ (die von Anfang an dabei waren), ein unvergesslicher Moment gewesen. Von Anfang an habe man das Ziel verfolgt, ein Umfeld zu schaffen „where everyone can grow“ (in dem jeder wachsen kann). Doch ein Plan allein reicht nicht, wie O’Loughlin betont: „Your sports business plan needs to come alive … you need good people, you need the right people“ (Dein sportliches Geschäftsmodell muss zum Leben erwachen … du brauchst gute Leute, du brauchst die richtigen Leute).
Umbruch bei Trainer und öffentlicher Druck
Ein großer Einschnitt kam im Sommer 2024, als Alexander Blessin den Klub Richtung Bundesliga verließ und Nachwuchstrainer Sébastien Pocognoli übernahm. Nach einem schwachen Saisonstart im Herbst zweifelten viele Fans an der Richtung. „They were surprised I believed things were going in a good direction“ (Sie waren überrascht, dass ich überzeugt war, dass es in die richtige Richtung geht), sagt O’Loughlin rückblickend.
Doch die Klubführung ließ sich nicht beirren: „We were not going to be swayed by the noise. The players were being written off, the coach was being written off. And that was a defining moment … And, in the end, it brought us the title“ (Wir ließen uns nicht von dem Lärm beeinflussen. Die Spieler wurden abgeschrieben, der Trainer wurde abgeschrieben. Das war ein entscheidender Moment … und am Ende brachte er uns den Titel). Für O’Loughlin symbolisiert dieser Erfolg nichts weniger als „doing things differently“ (Dinge anders zu machen).
Transferstrategie: Nachhaltig statt verschwenderisch
Ein entscheidender Pfeiler war eine kluge Transferpolitik. Der Klub startete klein, verpflichtete Spieler für rund 300.000 Euro oder als ablösefreie Free Agents. Später folgten Verkäufe wie Dante Vanzeir oder Deniz Undav mit hohem Gewinn. Besonders lukrativ waren der Abgang von Cameron Puertas (15 Mio. Euro) und Victor Boniface (20 Mio. Euro). Dennoch stellt O’Loughlin klar: „It was not a bought job. We have earned our right“ (Es war kein erkaufter Job. Wir haben uns unser Recht verdient).
Infrastruktur, Kultur und Nachhaltigkeit
Neben sportlichen Erfolgen baute RUSG auch die Infrastruktur aus: Zwei moderne Trainingsplätze, eine Cryo-Kammer, Pool, Sauna und Jacuzzi stehen heute zur Verfügung. Doch O’Loughlin mahnt, dass es nicht nur um Investitionen geht, sondern auch darum, „protecting the culture of the club“ (die Kultur des Klubs zu schützen).
Heute sei Union SG sogar selbsttragend: „We are now self-sustainable as a club … And we are already starting on the recruitment for next season“ (Wir sind jetzt als Klub selbsttragend … und wir haben bereits mit der Rekrutierung für die nächste Saison begonnen).
Union Saint-Gilloise zeigt, dass Erfolg kein Zufall ist, sondern das Ergebnis von Vision, Planung und Beharrlichkeit. Chris O’Loughlin machte deutlich: Wer nachhaltig denkt, an seinem Weg festhält und auch in Krisen Vertrauen zeigt, kann Großes erreichen — ganz ohne Millionen-Etats.
Quelle: Sky Sports — Union Saint-Gilloise in the Champions League: Chris O’Loughlin explains how first Belgian title in 90 years was won
👉 https://www.skysports.com/football/news/11945/13436571/union-saint-gilloise-in-the-champions-league-chris-oloughlin-explains-how-first-belgian-title-in-90-years-was-won