Royale Union Saint-Gilloise, einer der traditionsreichsten Fußballvereine Belgiens, plant seit Jahren ein neues Stadion. Am 13. Juni 2025 hat der Klub nun einen entscheidenden Schritt gesetzt: Die Verantwortlichen reichten offiziell den Antrag für eine Baugenehmigung auf der Bemptsite in Vorst ein. Das Gelände, das bislang der Gemeinde gehört, soll die künftige Heimat des Vereins werden.
Die Standortwahl war keineswegs selbstverständlich. Die Gemeinde Vorst hatte lange gezögert, vor allem aus ökologischen Gründen. Auf der Bemptsite befinden sich wasserempfindliche Zonen und Grünflächen, deren Verlust kritisch gesehen wurde. Erst nach intensiven Verhandlungen – vermittelt durch die Brüsseler Regionalregierung – kam eine Rahmenvereinbarung zustande. Diese sieht vor, dass Union bestimmte ökologische Auflagen erfüllt. Außerdem wurden Schutzklauseln eingebaut, die greifen, falls Zusagen nicht eingehalten werden. Dennoch sind noch Fragen offen, etwa der Verkaufspreis des Grundstücks oder Details der Baupläne.
Parallel zum Genehmigungsverfahren wird das Projekt von juristischen Einwänden begleitet. Ende Juli erteilte die Umweltverwaltung Leefmilieu Brussel eine Ausnahmegenehmigung vom strengen Naturschutzrecht. Sie erlaubt unter anderem die Fällung von 237 Bäumen und Eingriffe in Lebensräume geschützter Vogel- und Fledermausarten. Die Begründung: Das Stadion diene dem „öffentlichen Interesse“ und es gebe keinen realistischen Alternativstandort.
Diese Argumentation überzeugt nicht alle. Die Umweltorganisation We Are Nature hat im September Berufung eingelegt. Sie kritisiert, dass Alternativen – etwa eine Kooperation mit RSC Anderlecht, die Nutzung bestehender Infrastruktur in Leuven oder eine Renovierung des historischen Joseph Mariënstadions – nicht ernsthaft geprüft worden seien. Zudem sei die Transparenz mangelhaft gewesen, da wichtige Unterlagen erst kurz vor Ablauf der Berufungsfrist zugänglich waren.
Während über die Zukunft noch gestritten wird, bleibt die Gegenwart pragmatisch: Das denkmalgeschützte Joseph Mariënstadion wird derzeit restauriert. Arbeiter erneuern Dach, Fassade sowie Fenster und Türen. Damit der Spielbetrieb weiterlaufen kann, ruhen die Bauarbeiten jeweils zwei Tage vor Heimspielen. Die Sanierung soll bis Mai des kommenden Jahres abgeschlossen sein.
Neues Trainingszentrum in Zaventem: Vorbereitung aufs große Ziel
Gleichzeitig investiert der Meister nicht nur in ein neues Stadion, sondern auch in seine Trainingsinfrastruktur. In Zaventem wurde ein neues Trainingszentrum vorgestellt, das schon aktiv genutzt wird. (Nieuwsblad). Dabei wurden zwei neue Spielfelder angelegt; das eine ist eine exakte Kopie des Spielfelds im Dudenpark, also dem Feld, auf dem Union seine Heimspiele bestreitet. Dadurch kann sich die Mannschaft schon im Training optimal auf die Bedingungen im Stadion einstellen (Nieuwsblad). Die Lage nahe am Vereinszentrum ist ein großer Vorteil, denn bisher musste Union zum Training nach Lier ausweichen. Jetzt ist man näher am Vereinshaus und kann alles besser aufeinander abstimmen (Voetbalkrant.com). Zudem wird das Trainingszentrum Teil der Union Academy, also der Jugendförderung. Man verbindet also Leistungstraining fürs Profiteam mit einer langfristigen Perspektive für junge Talente (ringtv.be).
Union bewegt sich also gleichzeitig auf mehreren Ebenen: Mit der Bemptsite steht das Stadionprojekt auf dem Plan, mit dem neuen Trainingszentrum in Zaventem wird das sportliche Fundament gelegt. Doch wie beim Stadionneubau sind auch hier ökologische, rechtliche und finanzielle Bedingungen entscheidend – und mögliche Stolpersteine nicht ausgeschlossen.