Fans warnen: Easi Arena wird zum Risiko für Besucher

RAAL La Louvière spielt seit Sommer 2025 erstmals wieder in der höchsten belgischen Liga (Pro League) und trägt seine Heimspiele in der neu eröffneten Easi Arena (8.050 Plätze) aus. Schon kurz nach Saisonbeginn gab es scharfe Kritik am Gästeblock: Fans von Standard Lüttich und Sporting Charleroi bemängelten die Organisation, die geringe Kapazität (450 Plätze) sowie die Enge im Besucherbereich. Vor dem Spiel gegen Royale Union Saint-Gilloise verschärft sich die Situation, da der RUSG-Fanklub Les Grognards seine Mitglieder aus Sicherheitsgründen vom Stadionbesuch abriet. Er warnte bei RTBF vor Risiken durch die räumliche Begrenzung des Blocks (12 × 12 Meter, nur ein Eingang) und sprach von möglicher Gefahr durch Gedränge oder Quetschungen (Quelle: RTBF).

RAAL-CEO Toni Turi wies diese Vorwürfe zurück und betonte, dass alle Vorschriften von Liga, Polizei, Feuerwehr und Behörden strikt eingehalten würden. Die Dimensionierung des Gästeblocks entspreche der vorgeschriebenen 5 %-Quote, zudem seien bereits organisatorische Anpassungen erfolgt. Kritiker wie RUSG-Fanvertreter Jean-Marcel Thienpont verweisen jedoch auf internationale Standards, die mehr Raum pro Person vorschreiben – nach dieser Berechnung sei der Block überfüllt. Die Kontroverse wirft damit auch grundsätzliche Fragen zu den Sicherheitsnormen im belgischen Fußball auf.

Hintergrund: Warum Fanbusse in Belgien so wichtig sind

In Belgien gilt bei vielen Spielen – vor allem bei als „Risikospiel“ eingestuften Begegnungen – die sogenannte „combi obligatoire“ (obligatorische Kombiregelung).

  • Pflicht zur Anreise im organisierten Bus: Gästefans dürfen das Stadion nur im offiziellen Fanbuskonvoi erreichen. Individuelle Anreise ist dann verboten.
  • Tickets nur im Buspaket: Eintrittskarten werden zusammen mit dem Busticket verkauft und oft erst im Bus ausgehändigt.
  • Teil des Sicherheitskonzepts: Die Polizei kann so An- und Abreise kontrollieren, Routen sichern und direkte Fanbegegnungen in der Stadt verhindern.
  • Weniger Busplätze bedeuten nicht nur weniger Sicherheitsspielraum sondern eben auch weniger Gästefans.

Der Fall Standard Lüttich

Vor dem ersten Saisonspiel von RAAL gegen Standard Lüttich kam es zum Streit um die Größe des Gästeblocks. Standard-Fans kritisierten, dass nur 450 Plätze und maximal sieben Busse genehmigt wurden. Die Gruppierung „La Famille des Rouches“ nannte das „amateurhaft“ und „respektlos“ und stellte ein Ultimatum: „450 supporters ou personne“ (450 Unterstützer oder niemand). Als keine Einigung erzielt wurde, kündigten die Standard-Ultras einen Boykott des Spiels an. Auch die Ultras von RAAL („Green Boys“) äußerten Verständnis und riefen zu einem Dialog über Gästekapazitäten auf. RAAL wies die Vorwürfe teilweise zurück, betonte aber, dass die Infrastruktur – vor allem Parkplätze – und das Budget für zusätzliches Sicherheitspersonal begrenzt seien.

Der Fall Charleroi

Am 10. August 2025, vor dem Spiel RAAL – Charleroi, machten auch die Ultras carolos ihrem Ärger Luft. Auf Facebook kritisierten sie, dass nur 450 Plätze (5,6 % der Stadionkapazität) für Gästefans zur Verfügung standen. Das führe zu „450 Privilegierten“ und „800 Enttäuschten“.
Während des Spieltags bemängelten sie außerdem massive organisatorische Mängel: Defizitärer Parkplatz: zu klein, schon vor dem Spiel ein Unfall; schlechter Besucherfluss („flux ridicule“), lange Wartezeiten; unprofessionelle Steuerung; geschlossene oder zu spät geöffnete Eingänge. In ihrem Fazit sprachen die Fans von einer „Schande“ für die Clubführung.

Perspektive der RAAL-Vereinsführung

In ihrem offiziellen Statement räumte RAAL ein, dass 450 Gästefans (5,60 % der Stadionkapazität von 8.050 Plätzen) vorgesehen sind – und damit über dem gesetzlich geforderten Minimum von 5 %. Der Klub argumentierte, diese Zahl entspreche auch dem Durchschnittsbesuch pro Gästeteams in der Pro League. Der Fokus liege auf der Maximierung der Verfügbarkeit für heimische Fans aus La Louvière und Umgebung. Die Planung der Busparkplätze sei in enger Abstimmung mit der Polizei erfolgt – mit Blick auf Sicherheit, Kosten und zur Verfügung stehendem Raum. Ursprünglich waren acht Busse (combi-cars) geplant, was rechnerisch rund 55 Fans pro Bus entspricht. Ein technisches Problem beim Parkplatzlayout macht dies jedoch aktuell nicht möglich. Daher können zum Saisonstart nur sechs Busse eingesetzt werden. Man arbeite jedoch aktiv an einer dauerhaften Lösung, um auf sieben Busse aufzustocken – sobald behördliche Genehmigungen vorliegen. Betont wurde: Es habe keine Reduktion des Gästekontingents seitens RAAL oder der Polizei gegeben.

Bewertung

Der Aufstieg des Traditionsvereins RAAL La Louvière mit seinen Fans ist ein Gewinn für die Liga und den belgischen Fußball. Für den Gästebereich der Easi Arena lässt sich diese Aussage nicht wiederholen. Die Reaktion der Fans – vom Boykott bis zur harschen Kritik – zeigt: Sie fühlen sich nicht nur ausgeschlossen, sondern in ihren Fanrechten beschnitten. RAAL wäre vermutlich gut beraten die Infrastruktur und Kommunikationsstrategie zu überprüfen – sonst wird jedes Spiel mit Gästefans eine Herausforderung. Die öffentliche Kritik von zwei Traditionsclubs sollten als deutliches Signal verstanden werden. Mindestens im Sicherheitskonzept scheinen Verbesserungen dringend erforderlich und dieses sollte auch die Liga wachrütteln, bevor etwas passiert.

Quellen

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